Mittwoch, 30. Juli 2008

Caffè Freddo, der perfekte Abkühlkoffeinquickie

Wenn die Hitze unablässig auf die Schläfen drückt, trinkt man natürlich aus Vernunft und Gutgläubigkeit brav weiter seinen Tee, sehnt sich aber still im Inneren doch nach was richtig Kaltem. Da auch Gutes Essen mit Malzbierproben und verwegenen Cocktailmischungen mit diesem Bedürfnis heftig zu ringen scheint, ist es höchste Zeit für meinen intimen wie langährigen kleinen Abkühlungsfreund - den Caffè Freddo. Natürlich nicht teuer (Ausnahme: Italien) von der Bar, sondern aus der heimischen Produktion, also in der Lieblings-, das heißt Sparversion.

An anderer Stelle findet man zwar wesentlich aufwändigere Rezepturen mit Milch, Schlagsahne, Amaretto und ähnlichem Firlefanz, aber die eignen sich tendenziell eher zum Eindruckschinden bei Gästen denn als belebender Quickie. Mein "Kalter" sollte schnell zu machen und zu genießen sein. Die unverzichtbaren Zutaten:
2 TL Espressopulver
100 ml Wasser (flüssig)
100 ml Wasser (fest als Eiswürfel)
1 gehäufter TL Zucker
Und so einfach wird's gemacht. Man brüht sich einen frischen Espresso auf und nimmt derweil einen Shaker zur Hand. In den lässt man drei kleine oder zwei größere Eiswürfel klickern und lässt ihnen einen gehäuften Teelöffel Zucker hinterher rieseln. Der fertige, noch brandgefährlich heiße Espresso wird drauf gegossen und der (verschlossene!) Shaker so lange geshaket, bis das Klickern darin verklungen ist. Dann wird das ganze sofort in ein kleines Glas (ca. 250 ml) gegossen. Erfahrungsgemäß eignen sich dafür perfekt Gläschen, die man mal irgendwann aus Versehen im LCB mitgenommen hat.

In der nächsten halben Minute wird man Zeuge des beeindruckenden Naturschauspiels, wie sich Kaffee und fester Schaum in etwa gleichen Teilen sauber übereinander schichten. Um das italienische Feeling zu erhalten, trinkt/schlürft/löffelt man das Kleinod am besten im Stehen, auf ein etwa in Brusthöhe liegendes Regal o.ä. gestützt. Wer sich dann nicht wieder erholt mit "Pronto!"-Gebrüll auf die Arbeit stürzt, sollte vielleicht lieber beim oben genannten Malzbier bleiben.

Montag, 28. Juli 2008

Malz as Malz can

Bis vor ein paar Monaten dachte ich, Malzbier wäre so eine Art Kindergesöff. Vermutlich, weil ich als Kind ganz wild auf Karamalz war. Mit einsetzender Pubertät mutierte der Malztrunk sofort zum absoluten Das-geht-ja-gar-nicht. Angesagt war jetzt echtes Bier mit Prozenten und Hopfenherbe. Ohne das heutige jugendliche Komasaufen und die Flatratetrinkerei verharmlosen zu wollen: auf dem flachen Land, damals, in den ebenso flachen 80ern, war der Kasten Bier für vier Jungs gerade die ausreichende Menge. Die Folgen waren oftmals auch recht unschön, aber das soll jetzt nicht das Thema sein. Thema ist meine WIEDERENTDECKUNG DES MALZBIERES.

Vier Sorten Malzbier zum TestTestkauf in der Getränkeabteilung: Darfs auch ein bisschen billiger sein? Nein!

Denn vor ein paar Monaten nahmen wir mit Deef Pirmasens in der Welt des Essens einen Imbiss und ich bestellte ein Malzbier. Keine Ahnung, was mich dazu trieb, vielleicht eine alte Erinnerung, vielleicht der Durst auf einen ganz anderen Geschmack. Tatsache aber war: das Zeug war hervorragend. Kalt, leicht prickelnd, angenehm süß und von einer gewissen Kremigkeit mit zarter Hopfennote. Seitdem kassiere ich beim Essenfassen öfter mal einen komischen Blick; denn scheinbar dürfen das nur Kinder bestellen, ohne mit der leicht zweifelnden Frage "Ein Malzbier?" konfrontiert zu werden.

Letzthin war es wieder soweit. Durst auf braunes Klebebier; im Riesensupermarkt unserer Wahl bietet die Getränkeabteilung vier Sorten und ich kann mich partout nicht entscheiden. Braumeister Kraftmalz, hier in Berlin die bevorzugte und von mir sehr geschätzte Kneipenmarke, gab es nicht. Also nahm ich das komplette Sortiment mit:
Oettinger Malz - 0,5 l, 33 Eurocent
Sternburg Doppelkaramel - 0,5 l, 34 Eurocent
Karamalz (Eichbaum) - 0,5 l, 47 Eurocent
Maximalz (Brinkhoff) - 0,33 l(!), 39 Eurocent

Heute musste die letzte Flasche – wie die anderen auch gut gekühlt - dran glauben. Fazit: zwei der vier Sorten kommen mir nicht mehr ins Haus.

Absoluter Favorit: Maximalz ("Einmalzig gut"). Zwar das teuerste Getränk mit 65 Cent für den halben Liter, aber auch das beste! Ehrlich. Ok ich relativiere das jetzt – heutzutage muss man ja vorsichtig sein: mir hats am Besten geschmeckt. Prickelig wie leichter Prosecco, kremig wie Guinness, mit feinem Schaum und von zarter Süße mit einer angenehmen Hopfigkeit.

Platz zwei - trara! - erreichte das Bier meiner Kindheit. Karamalz ist immer noch ein ordentliches Getränk, von nicht penetranter Süße, differenzierten Aromen aber nur leichter Hopfennote.

Ihre Chance verspielt haben bei mir die beiden anderen Produkte, übrigens die Billigheimer im Test. Beide fielen mir durch einen deutlichen Hausgeschmack auf, der sich in einem leicht dumpfigen Maischaroma zeigte. Eine unharmonische Bitternote, wie von zu scharf gedarrtem Malz, störte mich ebenso wie die alles verklumpende Süße. Von einem dieser beiden "Biere" brachte ich nur die Hälfte runter, der Rest verzuckert jetzt die Berliner Kläranlagen. Aber bitte schön: selbst probieren. Mir schmecken auch keine nördlichen Pilssorten, andere lieben sie. Ist beim Malztrunk vermutlich nicht anders.

Aber jetzt, nach einem sehr heißen Julitag in dieser vor Hitze kochenden Stadt, werde ich mir erstmal einen Venziano genehmigen. Der passt besser zum derzeitigen Mittelmeerwetter.

Donnerstag, 24. Juli 2008

Mit dem Floß zurück in die Achtziger

Kon-Tiki-Bar ZingstKon-Tiki = Südamerika = Cocktail = Kängurusteak

Kon-Tiki war einmal ein Balsafloß. Thor Heyerdahl wollte damit die Neue Welt erreichen und irgendwas beweisen. Wahrscheinlich mehr sich selbst als anderen. Wir mussten uns kürzlich nichts beweisen, als wir die Kon-Tiki-Bar enterten. Kein Balsafloß, sondern eine Urlaubspinte, ungefähr 100 Meter entfernt vom Ostseestrand der Halbinsel Zingst im gleichnamigen (Urlaubs-)ort. Neben mutmaßlichen Fleischbergen (Känguru, Krokodil, Strauß und Rind) – die wir nicht testeten - bekommt man dort ganz ordentliche Cocktails. Mein Caipirina schmeckte gut, auch Wasabis Martinicocktail (mit Olive...) war ok.

Allerdings entpuppte sich der Laden als 80er-Jahre-Zeitblase. Da half auch das überdekorierte Ambiente nichts. Schnauzbartträger und Landjugend mit Weißbier an den Tischen, eine mittelalte Dame mit hungrigen Augen und knappem Tigertop scannte von der Bar aus den Raum, und dann Musik aus der Grabbelkiste. Ach, wie war das schön. Leider hatte das Klampfen/Keyboard-Duo nicht meinen Wunschtitel im SFB-Programm. Mein Rufen nach Ring of Fire verhallte ungehört. Dabei hatte ich doch so schön mitgegrölt und bei einer unserer Begleiterinnen Fremdschämen ausgelöst. Bei Whiskey in the Jar, Volare, Heart of Gold, The Day they brought old Dixie down... („se day sei broot old dixi down“). Dafür mussten wir pro Nase auch noch zwei Euro Musikaufschlag bezahlen. Eine spaßige Stunde, dann reichte es auch wieder.

Das nächste Mal mache ich lieber einen Strandspaziergang oder mixe mir zuhause einen Veneziano – ein wunderbares Sommergetränk für heiße Abende. Gesehen und getrunken in Bozen. Dort ist das eine mit Aperol aufwertete Weißweinschorle (kein Cocktail) und wird gerne in der Mittagspause oder nach Feierabend getrunken:

Veneziano

0,1 l trockener Weißwein
0,1 l Mineralwasser (sprudelnd)
1 – 2 cl Aperol
1 Orangenscheibe
Eiswürfel
Alles gut gekühlt zusammen gießen. Aperol nach Geschmack. Je mehr, desto süßer wird der Venziano. Leicht umrühren, mit schwimmender Orangenscheibe, Strohhalm und Eiswürfel garnieren. Prost.